»Bewusstsein für die Bedeutung des Arbeitsschutzes stärken«
Die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit sind ein hohes Gut und rechtlich normiert. Arbeitsschutz ist nicht immer beliebt, hat aber einen handfesten betrieblichen Nutzen. Beispiele für Erfolge durch präventive Maßnahmen gibt es Dutzende, vier davon werden mit dem Deutschen Arbeitsschutzpreis 2025 prämiert. Dazu gibt Thomas Hoffmann Auskunft.
Dr. Thomas Hoffmann, Vorsitzender der Nationalen Arbeitsschutzkonferenz, leitet die Abteilung »Arbeit, berufliche Bildung und Fachkräftesicherung« im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg.
Nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre in Heidelberg und London war er in verschiedenen leitenden Funktionen beim Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel, für das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg sowie für das Staatsministerium des Landes Baden-Württemberg tätig.
Herr Dr. Hoffmann, warum ist das Thema Arbeitsschutz in den Betrieben nicht so beliebt?
Betriebe konzentrieren sich oft auf das Tagesgeschäft und übersehen den Nutzen des Arbeitsschutzes. Nicht selten führen ein mangelndes Bewusstsein, Zeitmangel oder Ressourcenknappheit dazu, dass Arbeitsschutzmaßnahmen vernachlässigt werden. Es bedarf einer verstärkten Sensibilisierung für die Bedeutung des Arbeitsschutzes und einer besseren Durchsetzung in der Praxis. Der Nutzen von Prävention liegt auf der Hand: Betriebliche Existenzsicherung durch Sicherung von Fachkräften und eine Erhöhung der Krisenfestigkeit des Unternehmens, aber auch Bindung der Belegschaft, geringerer Krankenstand und verbesserte Produktivität durch gesunde Mitarbeiter.
Wie soll der Arbeitsschutz in den Betrieben besser verankert werden?
Arbeitsschutz sollte integraler Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Dies kann durch klare Kommunikation von Führungskräften, Vorbildverhalten und die Verankerung von Arbeitsschutzzielen in die Unternehmensstrategie erreicht werden. Unternehmen sollten den Arbeitsschutz als gemeinsame Verantwortung aller Beschäftigten sowie des Managements betrachten. Die Arbeitsschutzbehörden - der staatliche Arbeitsschutz und die Unfallversicherungsträger - begleiten und beaufsichtigen diesen Prozess und leiten Betriebe bei Bedarf an, sich im Arbeitsschutz weiterzuentwickeln.
Wie können Arbeitsschutzmaßnahmen zeitgemäßer werden?
Zeitgemäßer Arbeitsschutz bedeutet eine menschengerechte Arbeitsgestaltung einschließlich Gesundheitsförderung. Der betriebliche Arbeitsschutz will nicht nur negative Wirkungen der Arbeit auf die Gesundheit vermeiden, sondern sie auch stärken gegen potenziell krank machende Einflüsse oder arbeitsbedingten, vorzeitigen Verschleiß. Ein zeitgemäßer Arbeitsschutz zeichnet sich durch Prävention anstelle reaktiver Maßnahmen aus, durch einen ganzheitlichen, systematischen Ansatz. Aber auch Flexibilität hinsichtlich sich ändernder Anforderungen, der Einsatz moderner Technologien, um den Arbeitsschutz effizienter und effektiver zu gestalten, sowie Kooperation und Vernetzung von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Behörden und anderen relevanten Akteuren tragen maßgeblich zu einem wirksamen Arbeitsschutz bei.
Was kann der DASP dazu beitragen, das Arbeitsschutzniveau zu heben?
Wichtig sind die Förderung und Anerkennung von Innovationen im Arbeitsschutz. Durch die Auszeichnung herausragender Projekte und Initiativen trägt der DASP dazu bei, gute Praxis zu identifizieren und zu verbreiten sowie das Bewusstsein für die zentrale Bedeutung des Arbeitsschutzes zu stärken. Darüber hinaus bietet der DASP eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und die Vernetzung von Arbeitsschutzakteuren, was wiederum zur Weiterentwicklung von Standards und Praktiken beiträgt.
Alle Wettbewerbskategorien sind wichtig, aber persönlich liegt mir die Kategorie »Strategisch« besonders am Herzen, die sich mit den Herausforderungen der Zukunft auseinandersetzt: wie z. B. digitale Transformation, demografischer Wandel oder neue Arbeitsformen. So werden zukunftsorientierte Lösungen identifiziert und prämiert, die einen positiven Einfluss auf die Arbeitswelt von morgen haben können.