Das sind die Nominierten des Deutschen Arbeitsschutzpreises 2025
Welches Unternehmen pro Kategorie die Jury überzeugt und ausgezeichnet wird, veröffentlichen wir nach der Preisverleihung am 26. Februar 2025.
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L'Oréal Logistikzentrum Muggensturm
Weil diverse LKW mit Mängeln wie abgefahrenen Reifen, abgelaufenen TÜV-Plaketten, defekter Beleuchtung oder mangelnder Ladesicherung ins weltweit größte Logistikzentrum der L‘Oréal Deutschland Gruppe in Muggensturm einfuhren, regte ein Mitarbeiter Verbesserungen an. Die Idee der „LKW Checkliste – Kosmetik Sicher Unterwegs“ war geboren. An drei Stationen werden nun u. a. Dokumente, Fahrzeugzustand, Kennzeichnung, persönliche Schutzausrüstung, Feuerlöscheinrichtung, Profiltiefe der Bereifung, Beleuchtungseinrichtung, Ladungssicherung, Transportpapiere überprüft. Mit von der Partie: Werkschutz, Verladepersonal, Arbeitssicherheit, Gefahrgutbeauftragte, wenn nötig die Polizei. Täglich durchlaufen etwa 80 Fahrzeuge diesen Prozess. Stellt die Kontrolle erhebliche Sicherheitsmängel fest, wird der LKW abgewiesen. Die positiven Effekte der LKW-Checkliste können sich sehen lassen: weniger Unfälle und Spediteure, die ihre Fahrzeuge besser warten und Sicherheitsmängel proaktiv beheben.
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Mainka Bau GmbH & Co. KG
Seit Jahren verfolgt Mainka Bau aus Lingen kontinuierliche Strategien zur Arbeitssicherheit. Weil auch die Digitalisierung ein zentrales Thema ist, arbeitete man am Thema „Digitale Hilfsmittel zur nachhaltigen Verbesserung von Arbeits- und Umweltschutz im Unternehmen“, schaffte Verbesserungen in sechs Bereichen und sammelt nun wichtige Daten – mit Hilfe von QR-Codes und der selbst entwickelten MainkaApp. Dadurch werden nun Ressourcen effizienter genutzt, Prozesse optimiert, Umweltauswirkungen reduziert, Material- und Energieverluste verringert. Zudem können durch den Einsatz von digitalen Technologien Stressfaktoren für die Beschäftigten minimiert, einzelne Tätigkeiten besser geplant und koordiniert und der Personaleinsatz optimiert werden. Einzelne Arbeitsschritte wurden bislang beispielsweise händisch per Papier verwaltet und aktualisiert; dank Digitalisierung fällt das weg. Die am Projekt Beteiligten haben Zugriff via Smartphone oder Tablet.
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Milupa GmbH
Als Hersteller von Baby- und Kleinkindnahrung möchte Milupa aus Fulda auch die eigenen Auszubildenden engagiert unterstützen. Das funktioniert nicht einfach nebenbei. Vielmehr wurde im Rahmen des Projekts „Ausbildung mit Sicherheit: Die Integration des Arbeitsschutzes in die Ausbildung“, das sogenannte „Azubi-Arbeitsschutz-Konzept" entwickelt. Das Konzept ist intelligent und strategisch gestaltet: In drei Bausteinen, je nach Ausbildungsjahr, lernen die Azubis zunächst alles rund um Meldesysteme, Sicherheitskontakt, Gesundheit und Wohlbefinden. Sie übertragen im zweiten Baustein die Theorie in die Praxis und absolvieren im dritten ein zweiwöchiges Praktikum in der Arbeitsschutzabteilung und setzen dort eigene Projekte um, beispielsweise die Überprüfung von Erste-Hilfe-Einrichtungen oder die Aktualisierung von Notfallkarten. Das „Azubi-Arbeitsschutz-Konzept" hilft Auszubildenden bei Milupa, Zusammenhänge besser zu verstehen, sich aktiv in den Arbeitsschutz einzubringen und sich untereinander auszutauschen. Letztlich werden sie zu wichtigen Multiplikatoren an ihrem Standort.
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ARYZTA Bakeries Deutschland GmbH
Mehrere Millionen Backwaren verlassen täglich die ARYZTA Bakeries Deutschland in Eisleben. Nachvollziehbar, dass es dabei zu Schäden bei Ein- und Auslagervorgängen kommen kann. Die Konsequenzen: Jede defekte Regaltraverse musste ausgetauscht werden, und das erforderte ein Flurförderzeug, ein Brecheisen und drei Beschäftigte. Passende Hilfsmittel gab es auf dem Markt nicht. Was es aber gab: einen cleveren Mitarbeiter. Warum nicht mit einem längenverstellbaren Bauteil wie bei LEGO arbeiten?, dachte er sich beim Spielen mit den Kindern. Die Idee kam gut an. Heute werden dank der „Wechselhilfe zum sicheren Austausch von deformierten Regaltraversen“ die Abstände zwischen Regalstützen mit einer Strebe überbrückt. Neben erhöhter Sicherheit und dem Verzicht auf ein Flurförderzeug, können die Regalteile nun von zwei Beschäftigten gewechselt werden. Statt einer Traverse pro Stunde schafft das Team mit der Wechselhilfe fünf bis sechs in derselben Zeit.
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energis-Netzgesellschaft mbH
Es war ein Riesenschock bei der energis-Netzgesellschaft in Saarbrücken, als ein Mitarbeiter im Korb einer fahrbaren Hubarbeitsbühne einer 20-kV-Mittelspannungsfreileitung lebensgefährlich nahekam. Zugleich war es der Anlass für eine effiziente Maßnahme, die Leben retten kann: die „Ausstattung fahrbarer Hubarbeitsbühnen mit Spannungssensoren“. Dass es dazu kam, hat drei Gründe: Der betroffene Mitarbeiter meldete den Beinaheunfall umgehend. Es wurde sofort eine ausführliche Unfallanalyse durchgeführt und am Markt nach bestehenden Warnsystemen für Hubarbeitsbühnen recherchiert – leider erfolglos. Auf Basis eines etablierten Systems von Spannungssensoren an Feuerwehr-Drehleitern konnte schließlich ein eigenes Pilotprojekt gestartet werden. Die Hubarbeitsbühnen des Unternehmens sind nun nachgerüstet und warnen Beschäftigte optisch und akustisch, sobald sie sich einer unter Spannung stehenden Leitung zu sehr nähern.
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Molkerei Ammerland eG
Das vollautomatische Hochregalkühllager der Molkerei Ammerland in Wiefelstede war bisher weniger "cool", wenn es um die jährliche Wartung und Reinigung der insgesamt 4.500 Meter langen Schleifleitungen ging: Auf Knien und mit speziellen Filtermasken musste in den neun je 100 Meter langen Gassen gearbeitet werden, und das bei einem aus Brandschutzgründen reduzierten Sauerstoffgehalt. Seit der Initiative eines Beschäftigten ist das anders: Ein inhouse entwickelter „Reinigungswagen für Schleifleitungen“ bürstet und entstaubt nun alle fünf Schleifleitungen gleichzeitig. Das Gerät lässt sich präzise durch die Gassen führen, die Bürsten sind auf die unterschiedlichen Abstände zwischen Wagen und Schleifleitungen anpassbar, die Aufenthaltszeit im sauerstoffreduzierten Bereich ist reduziert. Auch Atemschutzmasken sind passé. Und anstelle von sieben bis acht Arbeitstagen sind Reinigung und Wartung jetzt in maximal zwei Tagen abgeschlossen.
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Biologische Heilmittel Heel GmbH
Sicherheitsbeauftragte (SiBes) leisten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Um die Arbeit der SiBes bei Heel in Baden-Baden zu fördern und ihre Rolle weiter zu stärken, wurde das Projekt „SiBes unterstützen SiFa – sicher und gesund arbeiten bei Heel“ ins Leben gerufen. Dabei verlassen die Sicherheitsbeauftragten für jeweils drei Monate ihren Fachbereich, um gemeinsam mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit an operativen Sicherheitsfragen zu arbeiten und eigenständig Projekte in den Bereichen Arbeits- und Gesundheitsschutz umzusetzen. Das Prinzip erwies sich als voller Erfolg: Die SiBes und die SiFa verstehen die jeweiligen Herausforderungen besser, der Austausch ist heute intensiver, hierarchie- und bereichsübergreifend und sowohl Kolleginnen und Kollegen als auch der Betriebsrat wurden zu begeisterten Botschaftern des Programms.
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Mercer Timber Products GmbH
Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerke sind Betriebe mit hohem Gefahrenpotenzial: Ein falscher Griff, ein rutschender Baumstamm und der Unfall ist geschehen. Mercer Timber Products in Saalburg-Ebersdorf sagt Risiken wie diesen den Kampf an: Mit dem „Projekt Road to Zero – unser Weg zu Null Unfällen“ zielt das Unternehmen auf eine Sicherheitskultur im Großsägewerk, die weit über das Werkstor und die gesetzlichen Vorgaben hinausgeht. Klare Standards, Präventionsmaßnahmen, Sicherheitsinitiativen und kontinuierliche Schulungen sind Teile des Programms, das bei der Unternehmensleitung Top-Priorität hat. Mercer hat damit einen Kulturwandel initiiert: Sicherheitskritische Verhaltensweisen und Belastungsfaktoren wurden reduziert, Unfälle und Berufskrankheiten verringert, die Mitarbeiterbindung erhöht und das Betriebsklima verbessert.
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Mobile Haus-Krankenpflege Kröber GmbH
Der Pflegeberuf ist oftmals konnotiert mit überlasteten Beschäftigten und einer hohen Fluktuation. Hier wollte die mobile Haus-Krankenpflege Kröber in Zittau nachhaltig Abhilfe schaffen. „Unser Pflegedienst ist so gesund wie seine Mitarbeiter – nachhaltig gesunde Arbeitsverhältnisse etablieren“ schien ein effektiver Weg, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten und eine langfristig stabile Personalsituation zu erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen, griff man zu den unterschiedlichsten Mitteln: ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), das Recruiting von Kooperationspartnern, die Ausbildung einer Mitarbeiterin zur Fachkraft für Arbeitssicherheit und Qualitätsmanagementbeauftragten, der Aufbau einer Arbeitsorganisation nach New-Work-Prinzipien mit agilem Management, wertebasiertem und selbständigem Arbeiten sowie New Leadership mit Führung als Dienstleistung.
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Coca-Cola Europacific Partners Deutschland GmbH
Unfälle wie Rutschen, Stürzen oder Stolpern können passieren. Bei Coca-Cola am Standort Knetzgau verunfallte ein Beschäftigter durch das Wegrutschen eines zweistufigen Tritts und erlitt eine Schulterverletzung. Das fanden die Auszubildenden wenig prickelnd und überlegten, wie man das Wegrutschen eines Tritts verhindern kann. Mehrere kreative Ideen sprudelten, wurden getestet, verbessert, verworfen. Als beste Lösung kristallisierte sich die „Anti-Rutsch-Disc“ heraus. Die flache Scheibe, am Computer entworfen und mit dem betriebseigenen 3D-Drucker hergestellt, ist sicher, wirksam und günstig in der Herstellung. Durch die gelbe Farbgebung ist die Disc gut sichtbar, abteilungs-, betriebs- und branchenübergreifend einsatzfähig, wiederverwendbar und recyclebar.
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St.-Marien-Hospital Marsberg in Kooperation mit der FH Münster
Patientinnen und Patienten im Rahmen einer Rehabilitation beim Gehtraining zu unterstützen, bringt Therapierende regelmäßig an ihre körperlichen Grenzen. Verbesserungen bot der Markt bis dato nicht. So begannen eine Physio- und eine Ergotherapeutin der geriatrischen Station des St.-Marien-Hospitals in Marsberg in Eigeninitiative nach Lösungen zu suchen – und wurden fündig. Gemeinsam mit dem Labor für Biomechatronik der FH Münster entstand das Projekt „MoRe – Mobilitätsunterstützung in der Rehabilitation“. Am vorläufigen Ende der interdisziplinären Zusammenarbeit von Wissenschaft und therapeutischer Praxis steht ein Prototyp: ein mit einem modularen Aufsatz nachträglich motorisierter Rollstuhl, der geheingeschränkten Menschen spurgenau folgt, bei Bedarf nah genug heranfährt, automatisch und rechtzeitig bremst. Therapierende werden somit körperlich entlastet.
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Universität Duisburg-Essen
Die Programmierung von Schaltschränken an der Universität Duisburg-Essen war bislang ein mühsames Unterfangen, denn fehlende und unergonomische Ablagen führten unter anderem zu Rückenschmerzen. Weil nicht einmal die Hersteller von Schaltschränken eine Lösung hatten, wurde die hauseigene Metallwerkstatt der Universität selbst aktiv. Ein kreatives Team machte sich an die Arbeit, um die perfekte Ablage zu schaffen: leicht, an allen Schaltflächen einfach anzubringen, in der Höhe flexibel einstellbar, rückenschonend und effizient. Nach Verbesserungen am ersten Prototyp hatte das Team, nach dem Motto „Ergonomie trifft Sicherheit: programmieren aber rückenfreundlich“, die Antwort: eine Halterung mit einem ergonomischen, individuell an die Körpergröße anpassbarem Design, die an allen Schränken einsetzbar ist. Für eine optimale Be- und Entlüftung der Programmierlaptops ist die minimalistische Ablage gelöchert, was zudem Gewicht einspart.
Bilder: DASP/3c (11), energis-Netzgesellschaft (1)